Radfahren ist in Bydgoszcz ein Sport, den man nach Feierabend, ausgerüstet mit Helm, beidseitig luftdurchlässigem Fahrradshirt und Fahrradhose auf einem Rennbike oder Trekkingrad betreibt, es ist jedoch selten Fortbewegungsart zur Arbeit, Universität oder Schule.
Es gibt hier einen Fahrradverein, der sich für mehr Radwege und bessere Bedingungen für Radfahrer einsetzt und ziemlich häufig mit lustigen Aktionen in der lokalen Presse auffällt. Von vielen Einwohnern wird er belächelt und nicht ernst genommen, ähnlich wie bei uns die radikalen Verfechter von kamerafreien öffentlichen Plätzen oder autofreien Innenstädten.
Hier sind es die Spinner mit den Fahrrädern.
Zum Fahrradanschließen haben die Polen auch ein seltsames Verhältnis. Am besten man lässt das Fahrrad überhaupt nicht auf der Straße oder vor Geschäften stehen, ob unangeschlossen oder angeschlossen, das ist egal. Das Vertrauen der Polen in die eigenen Raffiniertheit im Bezug auf Diebstahl ist so groß, dass sie sich selbst zutrauen, jedes Fahrrad zu jeder Zeit und ausgestattet mit jedwegem Schloss zu stehlen.
Ich fahre so oft wie möglich mit dem Rad überall hin und werde immer ängstlich ermahnt, dass ich ja das Rad mit IN das Geschäft, IN die Wohnung und IN die Uni nehmen soll und es auf keinen, aber auf gar keinen Fall, angeschlossen irgendwo stehen lassen soll. Auf meinen Einwand, dass ich ein sehr, sehr gutes Schloss habe, für das man wirklich schweres Geschütz braucht, um es zu knacken, wird mit einem müden Lächeln geantwortet, das sagen will: OH, die Polen sind schlauer und gewitzter als Du denkst. Allen Warnungen zum Trotz schließe ich mein Rad ebenso wie in Deutschland immer noch draußen an. Es wurde noch nicht gestohlen.
mein Rad, draußen angeschlossen, meistens allein |
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