Samstag, 23. Oktober 2010

Eye Love U

Dieses Projekt lief während des Camera-Obscura-Festivals.

Die Idee: jeder hat ein paar Minuten Zeit, etwas über die Liebe in eine Kamera zu sagen, die Filme werden dann ins Netz gestellt.
Die Filmchen hier sind etwas monoton, da jeder nur sagt, dass er den anderen liebt, öffentliche Liebeserklärungen also, aber trotzdem ein ganz nettes Projekt.


Camera Obscura

Seit 7 Jahren gibt es in Bydgoszcz im Herbst ein kleines, dreitägiges, sehr sympathisches Dokumentarfilmfestival, das im Theater stattfindet. 
Der Eintritt ist kostenlos, die Filme sind auf Englisch oder mit englischen Untertiteln, es gibt einen internationalen Wettbewerb, eine kleine Zeitschrift und ein junges Publikum. 

Ein Fenster zu Welt, es laufen neben den polnischen Filmen auch Filme aus dem Iran, Irak, England, Deutschland und Frankreich.

Sehr empfehlenswert!


Foyer
Festivallounge


Ein bekannter polnischer Dokumentarfilmer war auch in der Festivaljury in Bydgoszcz:

Jacek Bławut

Er macht sehr stimmungsvolle Dokus, leider im Internet nur in polnischer Sprache und ohne Untertitel zu sehen, daher hier eine Arbeit ohne Worte mit dem Titel "Ein Stück Zucker"

Fitness


Seit kurzem gehe ich in ein Fitnessstudio, es heißt "moderne Erholung/Fitness". Obwohl es kein reines Frauenstudio ist, besuchen die Kurse fast ausschließlich Frauen, es gibt so tolle Sachen wie Thai-Chi, Yoga, Pilates, Capoeira oder Jazz-Dance. Das Publikum ist gemischt, von der Studentin bis zur Rentnerin ist dort alles anzutreffen. Die älteren polnischen Damen sind am aktivsten. Jeden Tag um acht stehen sie vor der Tür, um als Erste eingelassen zu werden, sie bleiben meistens mehrere Stunden und besuchen diszipliniert alle Kurse, die angeboten werden. Wenn die Mädels stöhnen, weil die Trainerin nach 8 und 16 dann auch 32 Sit-ups fordert, beugen sich die Damen klag- und mühelos. Manche trainieren komplett geschminkt und kein Schweißtropfen zerstört die Bemalung. Respekt!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Wintervorbereitungen

Bydgoszcz richtet sich auf den bevorstehenden Winter ein: Kohlen und Streusalz werden gekauft und die Stadtverwaltung verspricht, dass das mit den Straßen und Löchern dieses Jahr besser klappen werde. Der Winter jedenfalls soll hart und lang werden.
Meine Wintervorbereitungen sehen so aus, dass ich über das Internet panisch warme Wintersachen bestellt habe, denn hier kann man das nicht kaufen, H&M, Zara und Orsay führen keine richtig warmen Sachen und die Mädels tragen hier bis in den tiefsten Winter kurze Jäckchen und Strümpfe.
Zweitens habe ich angefangen, wieder regelmäßig in die Sauna zu gehen, um wenigstens einmal in der Woche so richtig durchwärmt zu sein. Wie man sich denken kann, ist der Saunabesuch in Bydgoszcz gar nicht so einfach. Nur selten finden sich in Schwimmhallen Saunen, sonst gibt es nur einige Fitnessstudios, die eine Sauna betreiben. So eine hatten wir im letzten Jahr. Wöchentlich gingen wir vorbei an muskelbepackten Gewichthebern und deren vielsagenden Blicken in ein kleines, gelb gestrichenes Zimmerchen, um zu saunieren, leider hat der Club Pleite gemacht und so stehen wir wieder ohne Sauna da. Nach langen Suchen haben wir doch etwas gefunden, eine nagelneue Sauna an einer Schwimmhalle.
Wenn man einen Saunabesuch plant, muss man vorher buchen. Es ist nicht so, dass es öffentliche Saunazeiten gibt, sondern man bucht und dann wird geheizt, meistens für eine Stunde, man bezahlt einen festen Preis und mit wie vielen Leuten man die Sauna besucht, ist egal. Natürlich wird jetzt jeder Saunabesucher sagen, dass eine Stunde ja viel zu kurz ist, da man ja saunen, abkühlen und ausruhen muss und alles dauert zwischen zehn und fünfzehn Minuten, in einer Stunde geht sich das ja gar nicht aus. Stimmt. Aber das ist noch das kleinste Problem. Schwieriger gestaltete sich die Tatsache, dass es in unserer Sauna keine kalten Duschen gibt, nur warme. Umstellen könne man da auch nichts, meinten die Damen vom Empfang. Dass es in der Sauna darum geht, sich nach dem Erhitzen abzukühlen und dass das Immunsystem nur angekurbelt wird, wenn es zuerst so richtig heiß und dann ganz kalt ist, ist bis hierher noch nicht durchgedrungen. Gut, wir fanden eine Lösung und bringen jetzt immer einen großen Behälter mit, den wir an einem Hahn mit kaltem Wasser auffüllen, so dass wir eine kleine "Handdusche" haben. Komisch auch, dass im Saunaraum kein hölzerner Behälter für den Aufguss war, auch das nicht wirklich ein Problem für uns, geschult an der polnischen Improvisationskunst haben wir einfach unsere eigene Flasche mit ätherischem Wasser mitgebracht. Nur dann war es plötzlich nach einem Aufguss dunkel im Hüttchen und der Ofen heizte nicht mehr: Kurzschluss. Der Bademeister wurde geholt, der uns eindringlich ermahnte, keinesfalls mehr als ein Löffelchen Wasser auf die heißen Steine zu gießen. Ja, was man mit einem Löffelchen Wasser erreichen kann, kann sich jeder vorstellen.
Nun also haben wir eine Sauna, in der man sich weder richtig abkühlen kann noch die richtig heiss und dampfig wird und so gestaltet sich die Liebe zu unserer neuen Sauna schwierig und eigentlich fragt man sich, was soll das Ganze? Tja, an einem anderen Ort würde ich sagen, Sauna wechseln. Hier nun habe ich meinerseits beschlossen, mich einfach über ein bisschen Wärme zu freuen.

von so einer Sauna kann man hier leider nur träumen

Dienstag, 12. Oktober 2010

Kampf den legalen Drogen

In Polen herrscht gerade ein Drogenkampf.
Bisher konnte man hier ohne Probleme, legal mit Kassenzettel und allem Drum und Dran alle Arten und Sorten von chemischen und bewusstseinserweiternden Drogen erwerben. Unglaublich, aber wahr! Es existierte ein legaler Drogenhandel. Ermöglicht wurde das durch die Aufschrift, die auf jeder Ware zu finden war: "Dieses Produkt ist NICHT zum Einnehmen, sondern zum Sammeln". So hießen diese Läden oft auch: Sammelshops. In Internetforen sprach man in folgendem Ton über die dort gekauften Produkte. "Tolle Mischung. Kann ich nur zum Sammeln empfehlen. War sicher nicht das letzte Mal, dass sich das in meiner Kollektion befunden hat." oder "Der Sammeleffekt war noch nie so erfreulich. Empfehlen wir allen Sammlern." oder "Das Produkt ist gut, es eignet sich für Sammelanfänger."
Natürlich war allen klar, dass da niemand etwas sammelt, sondern konsumiert, aber jetzt hat die Regierung beschlossen, dem Spiel ein Ende zu machen und angefangen, alle Läden zu schließen und den Handel zu verbieten. Die Szene wehrt sich massiv. Noch ist unklar, wer den Rechtsstreit gewinnt. Der König der Dopalacze, denn so heißen diese Stoffe hier: dopalacze (Nachbrenner/Verbrenner), ein 25Jähriger aus Łódz, der ein landesweites Netz von Geschäften besitzt, wurde verhaftet, ihm drohen 10 Jahre Haft.
In Bydgoszcz gab es auch einige dieser Läden. Einer sah so aus.

Dopalacze: neue Generation der besten Ware in der Stadt. Polnische Firma mit holländischer Tradition.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Zebrastreifen



Der Zebrastreifen ist ein Phänomen für sich. In Deutschland herrscht an diesen Streifen Haltezwang für Autofahrer, in den Fahrschulen wird das akribisch und ausgiebig geübt. In Polen dagegen halten selbst die Fahrschüler nicht, sondern machen es wie alle und fahren unbeirrt und ungeachtet der Passanten am Fahrbahnrand einfach über die weißen Streifen hinweg. 
Zebrastreifen sind in Bydgoszcz wie überall in Polen eher Empfehlungen an Fußgänger, dass hier die Straße überquert werden DARF. Prinzipiell ist zu beherzigen, dass Autofahrer an den Zebrastreifen (und auch sonst überhaupt) nur anhalten, wenn der Überquerungswillige die Fahrbahn betritt und somit seinen Willen zu Überquerung kundtut, zaghaft Wartende sind eindeutig im Nachteil und können nur bei leeren Straßen damit rechnen, die andere Straßenseite zu erreichen.

Samstag, 9. Oktober 2010

Go East

Der DAAD hat ein Programm mit dem Namen GO EAST, das Studierende aus Deutschland dazu motivieren will, zu einem Praktikum oder einem Studienaufenthalt in ein östlichen Land zu gehen (z.B. nach Polen)




Auch in Polen müssen die Menschen dazu ermutigt werden, in den Osten zu schauen. Auch hier gibt es eine Initiative mit dem Titel  GO EAST. Für uns klingt das komisch, da Polen ja schon im Osten ist, aber es geht immer noch östlicher. Diese Initiative will die Kontakte zu den noch östlicheren Ländern und dortigen Partnern aufbauen und stärken.



http://go-east.pl/

Auf den polnischen Aufruf könnte ich antworten:

I already went east! (vom Osten in den Osten, gewissermaßen)

Der Osten leidet eindeutig an einer schlechten Reputation, GO WEST ist mir jedenfalls noch nirgends begegnet.

Bydgoszcz am Samstagabend

Hier ein Ausschnitt aus einem der Veranstaltungsmagazine. Ich frage mich, was machen eigentlich die 370 000 Bewohner der Stadt am Samstagabend? Gurken einlegen?

In der Stadt jedenfalls ist laut dem Magazin (moment.pl) nichts los.

keine Veranstaltung


in unserer fast ebenso großen Partnerstadt Mannheim sieht es so aus


Man beachte: 139 Einzeltermine

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Radfahren

Radfahren ist in Bydgoszcz ein Sport, den man nach Feierabend, ausgerüstet mit Helm, beidseitig luftdurchlässigem Fahrradshirt und Fahrradhose auf einem Rennbike oder Trekkingrad betreibt, es ist jedoch selten Fortbewegungsart zur Arbeit, Universität oder Schule. 
Es gibt hier einen Fahrradverein, der sich für mehr Radwege und bessere Bedingungen für Radfahrer einsetzt und ziemlich häufig mit lustigen Aktionen in der lokalen Presse auffällt. Von vielen Einwohnern wird er belächelt und nicht ernst genommen, ähnlich wie bei uns die radikalen Verfechter von kamerafreien öffentlichen Plätzen oder autofreien Innenstädten. 
Hier sind es die Spinner mit den Fahrrädern. 

Zum Fahrradanschließen haben die Polen auch ein seltsames Verhältnis. Am besten man lässt das Fahrrad überhaupt nicht auf der Straße oder vor Geschäften stehen, ob unangeschlossen oder angeschlossen, das ist egal. Das Vertrauen der Polen in die eigenen Raffiniertheit im Bezug auf Diebstahl ist so groß, dass sie sich selbst zutrauen, jedes Fahrrad zu jeder Zeit und ausgestattet mit jedwegem Schloss zu stehlen. 
Ich fahre so oft wie möglich mit dem Rad überall hin und werde immer ängstlich ermahnt, dass ich ja das Rad mit IN das Geschäft, IN die Wohnung und IN die Uni nehmen soll und es auf keinen, aber auf gar keinen Fall, angeschlossen irgendwo stehen lassen soll. Auf meinen Einwand, dass ich ein sehr, sehr gutes Schloss habe, für das man wirklich schweres Geschütz braucht, um es zu knacken, wird mit einem müden Lächeln geantwortet, das sagen will: OH, die Polen sind schlauer und gewitzter als Du denkst. Allen Warnungen zum Trotz schließe ich mein Rad ebenso wie in Deutschland immer noch draußen an. Es wurde noch nicht gestohlen.
mein Rad, draußen angeschlossen, meistens allein

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Jozin z bazin (Joseph aus dem Sumpf)

Dieses Video erfreute sich im letzten Jahr großer Beliebtheit. Und da behaupte noch mal einer, die Polen würden sich nicht über ihren kleinen Nachbarn im Süden (CZ) lustig machen.

Demotywatory


Für viele Arbeitnehmer gilt der erste Klick des Tages folgender Seite:

http://demotywatory.pl

Dort findet man täglich ins Netz gestellte Kommentare zur polnischen Wirklichkeit, gewürzt mit sarkastischem polnischen Humor. Der Aufbau ist immer gleich: ein Foto mit einem Kommentar.

Ein paar Kostproben:


Übers.: Manchmal ist ein funktionstüchtiges Gehirn der beste Schutz
Übers.: Jogginganzug. Man weiß nie, wozu man ihn braucht.
Übers.: Deutsche Touristen in Tannenberg. Oder: Wie sehr man die Polen fürchten sollte.
Übers.: Breslau- Misdroy. Am schnellsten fährt man über .... Deutschland.

Übers.: Kur*a. Schutzheiliger des polnischen Fußballs

Grundnahrungsmittel

Montag, 4. Oktober 2010

Oktoberfest po polsku

Besonders stark ist das Heimweh im Herbst und Winter, zuerst fehlt dem deutschen Landsmann das Oktoberfest und später der Weihnachtsmarkt mit Glühwein und Bratwurst.
Als Mittel gegen das im Herbst einsetzende Sehnen gen Westen bietet es sich an, einfach selbst ein Oktoberfest zu veranstalten.
Gesagt, getan.
Bierzelt, Bierbänke, Blaskapelle, deutsches Bier und schon kommt Schunkelstimmung und deutsche Gemütlichkeit auf.
Fast könnte man sagen, kaum vom Original zu unterscheiden. Naja, die Maßkrüge fehlen, die Dirndlträgerinnen auch und Deutsch ist ein selten gesprochenes Idiom, aber man will ja nicht kleinlich sein.

Und ganz ehrlich gesagt, war ich auch noch nie auf dem "echten" Oktoberfest.



Fischers Fritze

Eine weitere beliebte Wochenendbeschäftigung in der seenreichen Region besteht darin, die Angel einzupacken und Fische fangen zu fahren. Man kann es auf die harte Tour versuchen und gemeinsam mit den eingefleischten Fischern stundenlang am See sitzen und warten bis sie beißen oder man sucht sich einfach einen Teich, in dem Forellen gezüchtet werden und die Erfolgserlebnisse stellen sich bald ohne kalte Füße ein.

Am Anfang sieht es noch so aus:



aber später dann so:


Smacznego!

Freitag, 1. Oktober 2010

Gated Community

Ich lebe fast wie in einem Hochsicherheitstrakt, wenn man mich besuchen will, muss man zwei geschlossene Türen überwinden, bevor man vor meiner Wohnungstür steht.
Sicherheit ist ganz wichtig, die Angst bestohlen, ausgeraubt oder verprügelt zu werden ist allgegenwärtig. Eine Umfrage unter den Bydgoszczanern hat ergeben, dass nur 41% der Befragten sich in ihrer Stadt sicher fühlen, 59% nicht. Ob ein Wohnbezirk sicher oder unsicher ist, ist ein Hauptkriterium bei der Wohnungssuche und oft wichtiger als Ausblick oder Lärmpegel. Mein Wohnkomplex ist von einem hohen Zaun umgeben und praktisch nur durch ein immer verschlossenes Tor zu betreten.
Dafür soll es drinnen um so schöner sein. In meinem Wohnblock ist eine Firma zwei- oder dreimal in der Woche damit beschäftigt, den Innehof zu säubern und zu verschönern. Sie pflegen die mit kohlähnlichen Gewächsen bepflanzte Rotunde, mähen und rechen das Gras und selbst auf dem kleinen Kinderspielplatz wird regelmäßig der Sand glatt geharkt. Kinder habe ich dort noch keine gesehen, aber der Sand ist immer tip top!


Avocado

Das passiert, wenn man einem Mann sagt, er solle irgendetwas über die Avocado machen, bevor er sie in den Kühlschrank legt:




Wer hat etwas von Reinstopfen gesagt?
Wir lernen: die Anweisungen müssen klarer und ausführlicher werden.